Andy Holzer will „im Dunkeln“ auf den Everest

Als erst zweiter Mensch ohne Augenlicht und wahrscheinlich erster Osttiroler will der Tristacher Andy Holzer auf den höchsten Berg der Welt – Start am 2. April 2014.

Neben zahlreichen Erstbesteigungen – von Grönland bis nach Ecuador – hat der seit Geburt an zu 100% blinde Tristacher Andy Holzer bisher auch sechs der „Seven Summits“, das sind die höchsten Gipfel jedes Kontinents, bestiegen. Der höchste Berg Asiens fehlt noch in seinem Tourenbuch – der Mount Everest, mit 8 848 Metern Höhe das Dach der Welt. Seine Frau sowie die Bergkameraden Udo Ebner und Andreas Unterkreuter haben den „Blind Climber“ motiviert, nun auch den höchsten Gipfel der Welt in Angriff zu nehmen. „Ich ging daran, ein Team zusammenzustellen. Meine beiden Osttiroler Bergkameraden Andreas Unterkreuter und Wolfgang Klocker haben ebenso zugesagt wie mein Zillertaler Freund Daniel Kopp, mit dem ich einen 800 Meter hohen Granitzapfen in Grönland erstmals bestiegen habe“, erzählte Andy Holzer bei einem Pressegespräch am Montag, 24. März 2014, von der Zusammenstellung der Viererseilschaft.

„Für mich als Blinden bedeutet es ja, praktisch im Stockdunkeln auf die Berge zu steigen. Deswegen ist es wichtig, dass ich mit meinen Partnern möglichst im Gleichtakt gehen kann. Am Mount Everest werden wir deswegen an den letzten beiden Tagen der Expedition künstlichen Sauerstoff zu Hilfe nehmen. In diesen Höhen beträgt der Sauerstoffgehalt nur mehr ca. ein Drittel des gewohnten, und die Körperfunktionen – vor allem das hydraulische System – drohen zu kippen“, erklärt Holzer. Schafft der Tristacher den Gipfelsieg am Mount Everest, wird er erst der zweite Mensch ohne Augenlicht sein, der am höchsten Punkt der Erde steht. „Der Amerikaner Erik Weihenmayer war 2001 der erste blinde Mensch am Mount Everest, mit 13 Helfern, Dusche und Solaranlage auf 6 500 Metern Seehöhe und mit rund 1 Million Dollar Budget“, weiß Holzer. Er will den höchsten Berg der Welt mit deutlich weniger Aufwand besteigen, konnte die Firma Harreither, die Raiffeisenlandesbank NÖ-Wien und die Firma Interspar als Sponsoren gewinnen.

Andy Holzer: „Es ist wichtig, dass meine Kameraden in einem Umkreis von zehn Metern bei mir bleiben, denn wenn ich ihre Steigeisen nicht mehr knarren höre, kann ich mich nicht mehr orientieren."

Andy Holzer: „Es ist wichtig, dass meine Kameraden in einem Umkreis von zehn Metern bei mir bleiben, denn wenn ich ihre Steigeisen nicht mehr knarren höre, kann ich mich nicht mehr orientieren.“

„Es geht bei diesem Projekt nicht ums Geld, sondern um Freundschaft und die Investition in mein Leben. Als mein Vorhaben publik wurde, haben sich vier Fernsehsender bei mir gemeldet – RTL, der ORF, ARD und ServusTV. Ich habe mich dafür entschieden, dass unsere Mount Everest-Expedition der Sender ARD mit einem Team von drei Leuten begleiten wird“, berichtet der Tristacher. Das Filmteam wird zumindest bis zum Basislager auf rund 5 300 Metern mitgehen. „Ab dieser Höhe wird vielleicht noch Kameramann Tom Mandl mit uns weitergehen, und als Alternative steht uns ein zum Kameramann ausgebildeter Sherpa zur Verfügung“, so Holzer.

Besteigen wird er das Dach der Welt über die originale Hillary-Route. Schlüsselstelle ist der Khumbu-Eisbruch auf einer Höhe von 5 300 bis 6 100 Metern. „Der Mount Everest ist der sicherste aller Achttausender und inzwischen gut mit Leitern und Fixseilen versichert. Wir werden uns mit Klemmen – ähnlich wie auf einem Klettersteig – an den Seilen einhängen, also nicht wie in einer klassischen Seilschaft hintereinander gehen“, erklärt der „Blind Climber“.

Vor wenigen Tagen erreichte Holzer die Nachricht, dass Andreas Unterkreuter aufgrund einer Verletzung für die Expedition ausfallen wird. Also wird er mit Wolfgang Klocker und Daniel Kopp versuchen, den Mount Everest zu bezwingen. Am 2. April werden die drei Alpinisten aufbrechen und zunächst von München nach Kathmandu fliegen. Am 16. April wollen sie das Base Camp auf 5 300 Metern erreichen und nach rund zwei Monaten auf dem Dach der Welt stehen. „Körperlich und mental werde ich bei dieser Expedition gefordert sein wie noch nie, aber wenn man das Hirn einschaltet, kann man im Leben alles schaffen“, so Andy Holzer abschließend.

Text und Fotos: Raimund Mühlburger

25. März 2014 um